Behauptungen
statt Belege
Naturkatastrophen-Bericht: ARD
und ZDF setzen den Klima-Frame
Von Alexander Wendt
Der Bericht der Munich Re über Naturkatastrophen 2019 gibt zwar für Klima-Alarmistik nichts her. Die öffentlich-rechtlichen Sender versuchen es trotzdem.
Der Bericht der Munich Re über Naturkatastrophen 2019 gibt zwar für Klima-Alarmistik nichts her. Die öffentlich-rechtlichen Sender versuchen es trotzdem.
Der
Weltklimarat sieht eine Zunahme von Extremwetter-Ereignissen durch den
Klimawandel, behauptet das ZDF. Das stimmt so nicht.
Am 8. Januar
veröffentlichte Munich Re, einer der größten Rückversicherer der Welt, seinen jährlichen Bericht über die weltweiten
Schäden durch Naturkatastrophen.
Die wichtigsten Daten darin fallen für 2019 eher positiv aus – abgesehen davon,
dass es grundsätzlich um Tote und Unglücke geht. Die Zahl der
Naturkatastrophen-Toten ging stark zurück, von 15.000 im Jahr 2018 auf 9.000 im
vergangenen Jahr. Die angerichteten Schäden sanken leicht, von 160 auf 150
Milliarden Dollar. Alles in allem, so Munich Re, lägen die Schäden für 2019 im
inflationsbereinigten Schnitt der letzten 30 Jahre.
Der Bericht eignet sich schon wegen dieser Zahlen nicht für Klimakatastrophen-Berichterstattung. Außerdem behauptet das Rückversicherungsunternehmen darin keinen direkten Zusammenhang zwischen globalen Klimaveränderungen und Naturkatastrophen, etwa den beiden tropischen Zyklonen, die 2019 den Großraum Tokio heimsuchten und Schäden von 24 Milliarden Dollar anrichteten.
Der Bericht eignet sich schon wegen dieser Zahlen nicht für Klimakatastrophen-Berichterstattung. Außerdem behauptet das Rückversicherungsunternehmen darin keinen direkten Zusammenhang zwischen globalen Klimaveränderungen und Naturkatastrophen, etwa den beiden tropischen Zyklonen, die 2019 den Großraum Tokio heimsuchten und Schäden von 24 Milliarden Dollar anrichteten.
In ihren Berichten griffen sowohl Tagesschau als auch heute-Nachrichten den
Munich Re-Bericht auf und setzten prompt ein Klima-Frame. Die Tagesschau teasert
ihre Meldung folgendermaßen an:
„Naturkatastrophen 2019150 Milliarden Dollar Schäden weltweit
Stürme, heftiger Regen und Hitzewellen – Naturkatastrophen haben 2019 Schäden in Höhe von 150 Milliarden Dollar verursacht, berichtet der Rückversicherer Munich RE. Experten sehen auch einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.“
In dem eigentlichen Artikel auf tagesschau.de, den ein Nutzer dann aufklicken kann, kommen allerdings keine Experten vor, die einen Zusammenhang zwischen den Naturkatastrophenschäden 2019 und den Klimaveränderungen behaupten. Zitiert werden nur Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek mit der sehr allgemeinen Aussage, man könne den „Klimawandel spüren und sehen“, und der „Chef-Klimaexperte“ des Konzerns, Ernst Rauch, der lediglich für die Zukunft mehr Hagelgewitter voraussagt. Überraschend ist beides nicht, denn die Prognose künftiger Schäden dient bei großen Versicherern als Begründung, die Versicherungsprämien hoch zu halten beziehungsweise zu erhöhen. Das gehört zum Geschäft und ist nichts, was man dem Unternehmen vorwerfen müsste. Aber weder handelt es sich bei den von der Tagesschau zitierten Managern um unabhängige Experten, noch „sehen sie einen Zusammenhang“ zwischen den Versicherungsschäden 2019 und den globalen Klimaentwicklungen.
„Naturkatastrophen 2019150 Milliarden Dollar Schäden weltweit
Stürme, heftiger Regen und Hitzewellen – Naturkatastrophen haben 2019 Schäden in Höhe von 150 Milliarden Dollar verursacht, berichtet der Rückversicherer Munich RE. Experten sehen auch einen Zusammenhang mit dem Klimawandel.“
In dem eigentlichen Artikel auf tagesschau.de, den ein Nutzer dann aufklicken kann, kommen allerdings keine Experten vor, die einen Zusammenhang zwischen den Naturkatastrophenschäden 2019 und den Klimaveränderungen behaupten. Zitiert werden nur Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek mit der sehr allgemeinen Aussage, man könne den „Klimawandel spüren und sehen“, und der „Chef-Klimaexperte“ des Konzerns, Ernst Rauch, der lediglich für die Zukunft mehr Hagelgewitter voraussagt. Überraschend ist beides nicht, denn die Prognose künftiger Schäden dient bei großen Versicherern als Begründung, die Versicherungsprämien hoch zu halten beziehungsweise zu erhöhen. Das gehört zum Geschäft und ist nichts, was man dem Unternehmen vorwerfen müsste. Aber weder handelt es sich bei den von der Tagesschau zitierten Managern um unabhängige Experten, noch „sehen sie einen Zusammenhang“ zwischen den Versicherungsschäden 2019 und den globalen Klimaentwicklungen.
Die Kollegen
vom ZDF gehen bei der Klima-Einrahmung des Munich Re-Reports noch einen großen Schritt weiter.
Auf heute.de
vergleicht die Redaktion zunächst die reine Zahl von Naturkatastrophen 2019 –
also nicht Tote und Schadenshöhe – mit dem Durchschnitt der Jahre 1989 bis
2018, wobei nicht verraten wird, warum sie diesen 29-Jahres-Vergleichszeitraum
heranzieht. Um dann eine Verknüpfung zwischen dem Munich Re-Report und einer
angeblichen Feststellung des Zwischenregierungs-Rats zum Klimawandel IPCC (in
deutschen Medien regelmäßig als „Weltklimarat“ übersetzt) herzustellen, der
damit „bestätigt“ werde.
Bei heute.de heißt es:
Bei heute.de heißt es:
„Zwischen 1989 und 2018 waren es im Schnitt 520, im letzten und vorletzten
Jahr dagegen deutlich über 800. Der Bericht bestätigt damit, was
Wissenschaftler, zum Beispiel die des Weltklimarates (IPCC), schon länger
feststellen: Die Zahl von Extremwetterereignissen nimmt weltweit durch den
Klimawandel zu.„
Der Satz „Die Zahl von Extremwetterereignissen nimmt weltweit durch den Klimawandel zu“ ist auf der ZDF-Seite zwar aufmerksamkeitsverstärkend gefettet – es fehlt aber ein entsprechender Link zu einem IPCC-Bericht, der das tatsächlich feststellen würde. In dem heute.de-Text folgt auch kein Zitat, das die Behauptung belegen würde, der IPCC hätte diese Feststellung getroffen. Was nicht verwunderlich ist. Denn in seinem Report von 2018 geht die Organisation auf das Thema Extremwetter-Ereignisse umfangreich ein. Nur nicht so, wie das ZDF behauptet.
Der Satz „Die Zahl von Extremwetterereignissen nimmt weltweit durch den Klimawandel zu“ ist auf der ZDF-Seite zwar aufmerksamkeitsverstärkend gefettet – es fehlt aber ein entsprechender Link zu einem IPCC-Bericht, der das tatsächlich feststellen würde. In dem heute.de-Text folgt auch kein Zitat, das die Behauptung belegen würde, der IPCC hätte diese Feststellung getroffen. Was nicht verwunderlich ist. Denn in seinem Report von 2018 geht die Organisation auf das Thema Extremwetter-Ereignisse umfangreich ein. Nur nicht so, wie das ZDF behauptet.
Dort
schreiben die IPCC-Autoren vielmehr, sie hätten „geringes Zutrauen“ („low
confidence“) in Daten, die einen Langzeittrend in der Zunahme von
Intensität, Frequenz und Dauer tropischer Zyklone in den letzten 40 Jahren
zeigen sollen. Ebenfalls „geringes Zutrauen“ habe das IPCC in
Trendbeobachtungen zu „kleinräumlichen Phänomene(n) wie Tornados und Hagel“,
dazu seien die Daten zu widersprüchlich und die Beobachtungssysteme zu wenig
geeignet:
„There is low confidence in any observed long-term (i.e., 40 years or more)
increases in tropical cyclone activity (i.e.,intensity, frequency, duration),
after accounting for past changes in observing capabilities. It is likely that there has been a poleward shift in the main Northern and
Southern Hemisphere extratropical storm tracks. There is low confidence in
observed trends in small spatial-scale phenomena such as tornadoes and hail
because of data inhomogeneities and inadequacies in monitoring systems.“
Für wahrscheinlich hält das IPCC seinem Bericht zufolge die Verlagerung außertropischer Stürme Richtung Norden, außerdem die Zunahme der Zahl warmer Tage und Nächte und die Abnahme von kalten. Das überrascht wenig – und hat vor allem nichts mit dem Thema Naturkatastrophen zu tun.
Für wahrscheinlich hält das IPCC seinem Bericht zufolge die Verlagerung außertropischer Stürme Richtung Norden, außerdem die Zunahme der Zahl warmer Tage und Nächte und die Abnahme von kalten. Das überrascht wenig – und hat vor allem nichts mit dem Thema Naturkatastrophen zu tun.
Mit seinem
Bericht von 2018 bestätigte das IPCC eine ganz ähnliche Aussage aus seinem
Report von 2013: Es gibt keine hinreichenden Daten für einen Zusammenhang
zwischen Klimaveränderungen und Wetterextremen. Die Erkenntnis passt auch gut
zu dem Report von Munich Re, denn der Versicherer registriert seit 30 Jahren
keinen signifikanten Anstieg der Schadenshöhen.
Fazit: ARD
und ZDF stecken den Naturkatastrophen-Schadensbericht eines Versicherers in
einen Klima-Deutungsrahmen, obwohl die Daten in dem Munich Re-Bericht weder
einen alarmierenden Trend noch einen Zusammenhang zwischen Extremwetter und
Klimaentwicklung hergeben. Das ZDF behauptet zudem eine Aussage des IPCC zu
einem Zusammenhang von Extremwetterereignissen und Klimawandel, die das IPCC gerade
nicht so getroffen hat.
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